Portrait
“Ich wollte wirklich was bewegen!” - Arif Haidary im Portrait
Das Thema Migration liegt Arif Haidary am Herzen. Vielleicht ist er deswegen immer dort zur Stelle, wo eine helfende Hand gebraucht wird, kaum eine Demonstration ohne ihn, kaum ein Münchner Verein für Vielfalt, bei dem er nicht dabei ist. Arif ist selbst 2015 als unbegleiteter Minderjähriger mit seinen Geschwistern aus Afghanistan nach Deutschland geflohen. Seitdem setzt er sich für die Rechte von geflüchteten Menschen ein.
Heute arbeitet er hauptberuflich beim Bayerischen Flüchtlingsrat, ist stellvertretender Vorsitzender im Münchner Migrationsbeirat, Sprecher für Migration und Mitbegründer der Partei MUT, engagiert sich in zivilgesellschaftlichen Projekten wie der IG-Initiativgruppe e.V und gibt Selbstverteidigungskurse im Bellevue di Monaco. All diese Tätigkeiten neben der Arbeit im Bayrischen Flüchtlingsrat sind dabei unbezahlte ehrenamtliche Arbeit.
Ankommen in Deutschland und im Beruf V
Die Zeit nach seiner Ankunft in Deutschland im Jahr 2015 beschreibt Arif Haidary als schwierig. Afghanistan gilt derzeit als sicheres Herkunftsland. Afghan*innen, die nach Deutschland geflohen sind, dürfen nicht an Deutschkursen teilnehmen und auch nicht zur Schule gehen. So kam es, dass Arif als Jugendlicher viel Zeit in seiner Unterkunft verbrachte und schon damals damit begann, bei der Organisation von Konzerten oder anderen Veranstaltungen in der Unterkunft mitzuwirken.
Er macht schließlich eine Ausbildung zum Mediengestalter, arbeitete eine Weile in diesem Bereich und schließt dann noch die Meisterschule für Fotografie ab. Schon in dieser Zeit hilft er anderen Geflüchteten und Menschen mit Migrationshintergrund z.B. bei Behördengängen oder wenn es um das Aufenthaltsrecht in Deutschland geht. Seinen eigenen Erfahrungen mit dem Neuankommen in Deutschland teilt er mit anderen: er begleitet zur Behörde, übersetzt Anträge und hilft dabei, die richtigen Informationen zu finden. Als Mitarbeiter des Münchner Flüchtlingsrates macht er dies mittlerweile beruflich. Er berät Geflüchtete und organisiert Veranstaltungen, Demonstrationen und die Öffentlichkeitsarbeit des Flüchtlingsrates.
„Auf Augenhöhe mit Politiker:innen“ – Politisches Engagement V
Schon seit er in Deutschland lebt, geht Arif regelmäßig auf Demonstrationen: Er protestiert gegen Abschiebungen nach Afghanistan und für bessere Bedingungen in den Unterkünften für Geflüchtete. Schließlich reicht es ihm nicht mehr sich an Demos zu beteiligen. Er beschließt, er will endlich „auf Augenhöhe mit den Politiker:innen“ reden und die Belange der Migrant:innen ansprechen. Arif Haidary geht in die Politik!
Er wird Mitbegründer der Partei MUT und sitzt seit 2023 im Münchner Migrationsbeirat. Dort vertritt er die Interessen der Münchner:innen ohne deutsche Staatsbürgerschaft gegenüber der Münchner Stadtverwaltung und berät den Stadtrat bei Entscheidungen, die Ausländer:innen in München betreffen. Arif Haidary wird zum stellvertretenden Vorsitzenden des Gremiums gewählt: „ … ich wollte wirklich was bewegen, und dann auch aktiv was machen.“
Deutschland das Einwanderungsland – Eine Vision? V
Ganz bescheiden wird Arif Haidary, wenn es um sein Engagement geht: „kleine Erfolge“ konnte er erzielen, wie er sagt. Familien, die dank seiner Hilfe wieder zusammen leben können, sehen das bestimmt anders.
Doch Arif geht es um mehr, als diese „kleinen Erfolge“. Er findet das Thema Migration wird insgesamt viel zu negativ in der Öffentlichkeit diskutiert, Migrant*innen werden kriminalisiert und stigmatisiert, ständig ginge es um mehr Abschiebungen. Das, was er sich am meisten für Deutschland als Einwanderungsland und für München als vielfältige Stadtgesellschaft wünscht, ist, dass sich Menschen, die nach Deutschland kommen, willkommen fühlen und es ihnen überhaupt möglich gemacht wird, sich zu integrieren. Damit sie sich, so wie er selbst es mittlerweile auf so vielfältige Art und Weise tut, am gesellschaftlichen und politischen Leben beteiligen können, wünscht er sich, dass Ausländer:innen schneller ein Wahlrecht bekommen – Wer mitbestimmen darf, wird sich auch einbringen.
Das Wirken von Arif und so vielen anderen Menschen in München zeigt: Verantwortung für ein friedliches und faires Zusammenleben in München tragen wir alle gemeinsam!
Interview & Text
Melanie Gerke (im August 2024)
Überarbeitung
Friederike Alexander
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